Schönheit I
Am Anbeginn aller Anbeginne
als die Welt noch keine Form hatte,
nur ein chaotisch Ganzes war,
lag die Schönheit noch im Halbschlaf,
war ungeschminkte Einheit, zornig, feurig, hochgewachsen.
Sonnen, Sterne, Monde waren gerade erst geboren,
Feuerklumpen, ein Kosmos in ständigem Werden.
Farben, Jahreszeiten verliefen wie eine Einheit
und im Kern der Planeten tobte der Krieg ums Werden.
Milliarden Lichtjahre vergingen, da spaltet
sich in diesem Chaos sehnsüchtig etwas ab.
Da akkumuliert es sich freudig
und nach Jahrtausenden endlich
erhält das sonnige Leben einen Platz.
In einer der Urzeiten entstand die Welt der Schönheit
flog umher wie Blütenstaub, in Wolken, taumelnd,
Sternzeichen wurden fixiert, Planeten erhielten ihren Lauf,
erst viel später kamen lichte Tage und schwarze Nächte dazu.
Und irgendwann schuf der Kosmos aus seinem Kern das Wasser,
Wolken aus Schönheit und wehmütige Blitze.
Und dann lösten sich die Knoten der Naturgesetze,
Berge strahlten in Schönheit, schön wie Mündungen reißender Ströme.
Und dann vermählten sich Pflanzen mit anderen Lebewesen,
eine Hochzeit wie im Märchen.
Schönheit, Sinnlichkeit, Liebe gärte,
die Vernunft kam später.
Vom See namens “Ohne-Grund-und-Boden” wanderten wir herab im Juli
und Kindam die Schönheit war unsere Begleiterin.
Oğuz Tansel
Übersetzt von Thomas Balkenhol